Dienstag, 28. August 2012

Tiere essen?


Jonathan Safran Foer stellt sich in seinem Buch "Tiere Essen", wie wohl auch viele vor ihm, die Frage, warum wir  manche Tiere essen und andere nicht. Vor allem z.B, warum wir (in der westlichen Welt) keine Hunde essen, jedoch keine Skrupel haben Schweine zu schlachten, die doch nachgewiesener Maßen mindestens genau so intelligent und sozial sind wie Hunde. An der Begründung, man würde "intelligente" Tiere verschonen, da sie uns, dem Menschen näher wären, kann also wohl nicht viel dran sein, wie er schreibt. 

Das würde ich auch so sagen - es liegt sicher nicht an der Intelligenz der Tiere, wonach wir sie zum Essen "auswählen" oder nicht.
Ich bin durch Zufall auf eine interessante Diskussion im Internet gestoßen: In einem Blog, von Veganern geschrieben, wird von diesen behauptet, es sei unethisch Tiere zu essen, oder zumindest "ethisch fragwürdig". Sie behaupten weiters es sei sogar ökologisch effizienter das Gemüse, Getreide etc. direkt zu uns zu nehmen, als über den Umweg über das Tier, da der Energeiverbrauch beim "Herstellen" der Nahrung dadurch geringer wäre. Sie behaupten, man würde z.B. für 1000 kcal weniger Anbaufläche brauchen, wenn man die Pflanzen direkt isst, als um Tiere zu füttern und dann über das Fleisch die 1000kcal zu sich zu nehmen.
Ich halte diese Theorie für sehr fragwürdig, kann das nicht ganz glauben, da Fleisch doch viel mehr Energie (pro kg) liefert, als jegliches Gemüse, oder sogar Getreideprodukte. Ich kann das jedoch auch nicht nachrechen - immerhin muss man auch bedenken, wie lange sich das Tier ernähren muss, bis es geschlachtet wird etc. Aber ein weiteres Gegenargument ist, dass Energie nie verloren gehen kann, sondern nur umgewandelt wird - ob also tatsächlich mehr Energie "verbraucht" wird über die Tieraufzucht als wenn wir die pflanzlichen Produkte selbst verspeisen, ist für mich sehr schwer nachzuvollziehen.

Wie dem auch sei. Ich habe mich gedanklich seit gestern, und auch schon früher, viel damit beschäftigt: Wie ist es zu rechtfertigen, dass wir Tiere umbringen um sie zu essen? Kann man das überhaupt rechtfertigen oder ist es wirklich unethisch  bzw. unmoralisch? Ist es wirklich nur eine "schlechte Angewohnheit", Tradition? Tun wir es nur um des Gustos Willen, wie es die Veganer behaupten?

Warum hat es sich in der Evolution des Menschen ausgezahlt Fleisch zu essen, wenn es so unökonomisch ist? Warum hat er sich nicht zum reinen Pflanzenfresser entwickelt? Wenn ich mich nicht irre, habe ich einmal die Begründung gehört, dass  aus dem Fleisch Energie viel besser und schneller aufzunehmen ist als aus Pflanzen. Dies hat positive Auswirkungen auf das Gehirn und die Muskelkraft gehabt. Vielleicht haben wir uns nur aufgrund dessen so weit entwickelt.

Doch zurück zur Frage, warum wir manche Tiere essen, andere nicht:
Ich wage es die Behauptung aufzustellen, dass dies an der Fähigkeit des Menschen liegt, übermäßig gut zu generalisieren. Ich muss das genauer ausführen, um es verständlich zu machen:
Wir können leicht von einem auf viele schließen - also zum Beispiel von einem Ereignis auf viele ähnliche andere. Das hat sich vielleicht auch zu unserem Gunsten entwickelt, da man dadurch, dass man leicht "Muster" erkennt viel weiter kommt, als wenn man in jeder einzelnen Situation neu lernen müsste, wie man sich verhalten soll, auch wenn sich diese nur äußerst geringfügig von der vorangegangenen unterscheidet. Hunde, zum Beispiel, können viel schlechter generalisieren. Nur weil sie "Sitz" in der Wohnung gelernt haben, heisst das noch nicht, dass sie es draußen auch machen, sie müssen es dort noch einmal üben, eventuell sogar nocheinmal lernen.
Diesen Gedanken möchte ich weiter spinnen: Ein Hund erkennt einen anderen Hund oft als "Feind". Vor allem Rüden. Sie knurren und bellen anderen Hunde auf offener Straße an. Haben sie einen Hund jedoch kennen gelernt und vertragen sich mit ihm, werden sie ihn beim nächsten mal auf offener Straße nicht mehr anknurren. Sie kennen den Hund ja, es ist ein Bekannter.
Bei Hunden, denen man dieses Bellen und oft sogar "Durchdrehen" an der Leine abgewöhnen will, hat man es jedoch oft schwer. Denn der Hund generalisiert nicht so leicht. Er schließt nicht von einem freundlichen Hund auf andere. Man muss, wenn man nicht will, dass er die anderen anbellt, unglaublich viel üben. Immer mit neuen Hunden, damit er eventuell irgendwann einmal anfängt dies zu generalisieren und aufhört andere Hunde anzubellen.
Warum erzähle ich das alles?
Denken wir an den Menschen: Die meisten von uns sind durchaus aufgeschlossen anderen Menschen gegenüber. Und nicht nur das, da wir gelernt haben zu Freunden nett zu sein, haben wir im Laufe unserer Geschichte generalisiert. Aus "Du darfst deinen Nächsten nicht töten/ verletzen/ etc." ist "Du darfst keinen Menschen töten/verletzen/ etc." geworden.
Und jetzt kommen wir zu den "nicht essbaren" Tieren. Ein Hund ist oft Haustier, in die Familie eingegliedert und man liebt ihn. Er ist ein Freund. Daher haben wir auf alle Hunde generalisiert und können uns nicht vorstellen Hunde zu essen, ob wir sie nun kennen und lieben, oder nicht.

Es liegt also - so ist meine Hypothese - an der Generalisierungsfähigkeit des Menschen, dass wir manche Tiere nicht essen.
Diese hat sich, da sie uns dienlich war, in der Evolutionsgeschichte so stark entwickelt, dass sie bei manchen Menschen bewirkt hat, dass aus "Du kannst ein Haustier nicht essen" zu "Du kannst kein Tier essen" geworden ist. Daher scheint es ihnen unmoralisch Tiere zu essen - aber vielleicht ist es so, dass man nur "befreundete Tiere" nicht essen sollte.

Links:
http://experimentselbstversorgung.net/tiere-halten/